Wer nach stilvollen Verpackungen oder schönen Aufbewahrungsmöglichkeiten sucht, der sollte sich in der Herbstausstellung der Handwerksform Hannover umsehen.Schachteln und Dosen
Hannover, 17. September 2020.- Wer Dinge formvollendet verpacken oder aufbewahren möchte, der braucht dazu das richtige Behältnis, Schachteln oder Dosen. In der Herbstausstellung 2020 zeigen wir Ihnen die Arbeiten von 30 Kunsthandwerker*innen und Designer*innen, die zu diesem Thema kleinere oder größere Behältnisse aus Beton, Glas, Holz, Keramik, Papier, Silber und Stein beisteuern.
Glas
Bernd Lichtenstein legt viel Wert auf die besondere Gestaltung der Deckel seiner Glasdosen, denn er ist der Meinung: wenn in einer Dose etwas Wertvolles untergebracht wird, dann kann auch die Dose wertvoll sein. Für die Deckelgestaltung nutzt er die Mosaiktechnik. Dafür werden zuerst Stangen hergestellt, sauber geschliffen, in gleichgroße Stücke geschnitten und wieder geschliffen, so dass jedes Teil gleich groß ist. Das Ganze als Quadrat verschmolzen und danach zu einer runden Scheibe geschliffen und poliert. Durch den Wechsel von farbigem und klarem Glas entsteht eine interessante Dreidimensionalität.
Farbigkeit ist auch das bestechende Merkmal der Dosen, die in der Nürnberger Werkstatt von Cornelius Reer am Glasschmelzofen entstehen. Kennzeichnend für die Gefäßformen sind die von ihm entwickelte Formensprache, die Funktion, subtile Farbgebung, und entschlossene Formgebung. So entstehen Unikate und Kleinserien, die sich selbst erklären. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten leben von der unterschiedlichen Farbigkeit, die entsteht, wenn die einzelnen Zylinder ineinander gesteckt und mit einem Deckel verschlossen werden.
Die Arbeiten von Carolin Schwan stehen ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Ihre Gefäße bestehen aus bearbeiteten Weinflaschen, die Deckel bestehen ebenfalls aus recyceltem Glas oder aus nachwachsendem Kork. Für Schwan steht fest, dass Glas besonders gut geeignet ist, um Gegenstände zu umschließen und aufzubewahren. Wenn die Gefäße dann auch noch aus wiederverwerteten Materialien bestehen, wird nicht nur der Inhalt, sondern auch unsere Umwelt geschützt.
Silber
Gibt es eine edlere Aufbewahrungsart als Silber? Maike Dahl steuert zur Ausstellung eine Reihe der von ihr entwickelten Dosen bei, die das Silber wieder zurück in den Alltag bringen sollen. Ihr Tafelsilber ist einfach in der Handhabung und spülmaschinenfest. Die Oberflächen sind mit normaler Haushaltsscheuermilch bearbeitet. Das nimmt dem Silber seine Unnahbarkeit und gibt ihm erste Lebensspuren. Niemand muss Angst haben, dieses Silber zu benutzen. Es schreit geradezu danach, benutzt zu werden. Es gibt dem Alltag eine Prise Spannung und Glanz und gesellt sich gern zu den anderen Dingen auf dem Tisch. Sie zeigt in dieser Ausstellung Kombinationen von Silber und Porzellan.
Dose kann auch Schmuck sein. Das zeigt Sabine Lang in ihrer Serie, bei der aus einem Ring eine Kette wird. In den Dosen auf den Ringen sind Ketten verborgen. Durch Umstecken kommt die Veränderung. Ring zur Kette – Kette zum Ring. Die Dosen sind von innen mit Kalt-Email gefärbt.
Sham Patwardhan-Joshi greift in seinem Beitrag das Thema der Parfumdosen auf, das ihm aus seiner Heimat Indien sehr vertraut ist. Duft und Behälter sind ein wesentlicher Bestandteil des Orients und der orientalischen Kultur. Seine Arbeiten zeigen eine moderne Umsetzung der alten Idee der Dose als Gebrauchsgegenstand. Die Parfumbehälter sind mit echten Blumenextrakten gefüllt.
Katja Querfeld steuert zur Ausstellung eine silberne Dose bei, die in ihrer schlichten Kugelform sowohl Luxusobjekt für das Aufbewahren wertvoller Gegenstände wie auch Alltagsobjekt sein kann. Das Besondere an diesem Objekt: Im Innern der silbernen Kugel befindet sich eine Kugel aus Emaille, die den Schwerpunkt setzt, so dass die Dose nicht rollt ,sondern sich immer wieder auspendelt und zum Stehen kommt
Von Kirsten Wittstruck zeigen wir die Sonnendosen, kleine architektonisch anmutende Gefäßobjekte, die ihren Charakter und ihre Ausstrahlung je nach Lichteinfall verändern. Die zahlreichen – zunächst unauffälligen Facetten auf dem Körper der Gefäße – reflektieren das Licht und lassen intensive Strahlen sichtbar werden. Die Deckelsegmente der Dosen sind konzentrisch und mit Abstand zum Deckelboden montiert, so dass es aussieht, als würden sie sich bewegen oder schweben.
Keramik
Eine materialgewordene Meditation über die Urform der Dose bringt Saskia Detering in die Ausstellung ein. Die Mehrteiligkeit der Dose - Deckel, Füllkörper, und dazu noch ein Fundament - bietet Anlass zu komplexen Anordnungen. Das ist schon als reine Proportionsstudie sehr reizvoll. Der Übergang von diesem formalen Aspekt zum Symbolcharakter ist im Gestaltungsprozess fließend. Die Urform der Dose ist Detering die Urne oder der Sarkophag, also Gefäße, die nicht darauf ausgelegt sind häufiger geöffnet zu werden. Ihr „natürlicher“ Zustand ist es verschlossen zu sein. Ihre Dosen sind allerdings durchaus nicht als Bestattungsutensilien gedacht, die Deckel können gelüpft werden. Und dann ….??
Das Titelobjekt auf dem Ausstellungsflyer stammt aus der Werkstatt von Karin Ruske. Es sind Dosen aus Beton. Ihre Gussformen stellt sie mit Hilfe eines von ihr gefertigten Musterstücks selbst her. Auch den Beton mischt sie nach einer eigens von ihr entwickelten Rezeptur. Dabei spielt sie mit unterschiedlichen Beimischungen, etwa mineralischen Farbpigmenten. Das gegossene Betonprodukt härtet je nach Bedarf unterschiedlich lang aus und wird nach dem Ausschalen in Handarbeit geschliffen und poliert. So ist jedes Werkstück ein absolutes Unikat.
In ihrer Werkstatt gestaltet Ulrike Sandner einfache und klar strukturierte Produkte „mit Sinn und für die Sinne“. Sie legt großen Wert auf gut entwickeltes Design, das in seiner Funktion, Funktionalität und in der Materialauswahl dem Nutzer mit seinen Anforderungen und Wünschen entspricht. Darüber hinaus gestaltet sie Produkte, die dem Nutzer zahlreiche sinnesaktivierende Wirkungsmöglichkeiten bieten. Fragen nach Benutzerfreundlichkeit und Alltagserleichterung, nach dem bewussten Leben sowie generationsübergreifendes und ökonomisches Denken spielen für sie als Designerin und Ergotherapeutin eine ebenso große Rolle wie die Freude am Werkstoff Porzellan und seinen vielfältigen Möglichkeiten.
Dosen sind immer ein spannendes Thema. Sowohl formal, technisch und auch in ihrer Funktion. Das steht für Martina Sigmund-Servetti fest. Verschiedene Deckellösungen bieten sich für unterschiedliche Anforderungen an. Ein Deckel kann die Form vervollständigen oder einfach nur aufliegen. Materialkombinationen können ebenfalls spannend sein. Das schönste an einer Dose ist jedoch der spannende Moment in dem man sie öffnet und das Geheimnis lüftet, das sie im Inneren verborgen hält.
Andrea Stopford spielt an der Drehscheibe mit den Formen. Ihre Gefäße sind immer auch Gebrauchsgegenstände des Alltags, trotz der aufwändigen Bemalung, trotz des vielen Goldes, das sie verwendet und das immer mit einem kleinen Augenzwinkern daher kommt. Ihre Dosen sind Einzelstücke, die sich zu Gruppen zusammenfinden können und gute Laune verbreiten wollen. Ihre Gefäße haben vergoldete Füße, Henkel die sich am Ende zu einer Schnecke aufrollen, Deckel werden nicht von einem schnöden Knopf zum Öffnen geziert: da sitz auch schon mal ein Hund, ein Fisch auf Beinen, ein kleiner Garten obenauf. Unendliche Variationen, die dennoch ein Ensemble bilden.
Im starken Gegensatz dazu stehen die Porzellandosen von Roswitha Winde-Pauls. Die strenge, reduzierte Form ist charakteristisch für ihre Arbeit. Porzellan bietet ihr dafür eine perfekte und neutrale Basis, auf der sie mit Linien, Strukturen und Kontrasten am besten arbeiten kann. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Kombination mit anderen Materialien. Bei den Dosen, die sie in der Herbstausstellung in Hannover zeigt, sind es weiche, bunte und bewegliche Griffe aus Silikonbänder, die die Strenge des Gefäßkörpers brechen.
Holz
Klaus Kirchner will bei seiner Arbeit, die natürliche Schönheit des Holzes herausarbeiten. Er nutzt unverleimtes Holz, gern auch Holz mit Fehlern. Die Grundform entsteht an der Drechselbank. Dann folgt die Oberflächenbearbeitung, die je nach Holzart sehr unterschiedlich ausfallen kann: schleifen, schnitzen, bürsten, kolorieren, brennen, strukturieren, ölen und wachsen. Am Ende steht das Dosenunikat, das den Betrachter überraschen und neugierig machen soll.
Die in Berlin lebende und aus Sibirien stammende Designerin Anastasiya Koshcheeva setzt auf Birkenrinde und fertigt daraus Dosen von höchster Qualität. Die Rinde stammt aus den unendlichen Weiten der Taiga. Koshcheeva lässt die natürliche Schönheit des Materials durch eine klare Formensprache, kontrastreiche Details und spielerische Farbgestaltung zur Geltung kommen. Anders als im traditionellen Handwerk arbeitet sie mit der samtartigen Vorderseite bzw. den Zwischenschichten der Rinde, um die einzigartige grafische Maserung hervorzuheben. Gutes Design, dass das Leben verbessert, das ist das Credo von Koshcheeva. Die Vorratsdosen aus Birkenrinde sind antibakteriell, isolierend und feuchtigkeitsabweisend. Lebensmittel, die darin aufbewahrt werden, halten sich sehr lange frisch.
Papier
Adelheid Siegeroth baut Boxen in den unterschiedlichsten Formaten und Ausführungen. Alle Arbeiten erfüllen Gebrauchszwecke, im Mittelpunkt steht aber die Beschäftigung mit den emotionalen Werten von Materialien und Kulturzeugnissen in Bild, Schrift und Ornament. Zur Gebrauchskunst im Allgemeinen und zum Material Papier im besonderen kam Adelheid Siegeroth durch den Besuch verschiedener Fachschulen für Gestaltung, eine Ausbildung zur Buchbinderin sowie in ihrer Studienzeit an der Kunstakademie Maastricht.
David Siegeroths Arbeit wurde stark inspiriert von klaren, architektonischen Formen und Farben. Sein Interesse, aus den klassischen Formen für Buchbinderischen Erzeugnissen auszubrechen und neue Lösungen zu finden, hat zu den Transportboxen für Schmuck geführt. Die Verpackung ist aber auf viele andere Anwendungsgebiete übertragbar.
Für Sigrid Vollmer ist Papier ein Werkstoff mit einer schier endlosen Fülle von Verarbeitungsmöglichkeiten. In ihrer Werkstatt entstehen Schachtel, Dosen und Schatullen in ungewöhnlichen Formen, mit geheimen Fächern, Schüben und Einsätzen als „Bewahrensort“ für persönliche Schätze. Dieser Schatz kann auch zwischen den Seiten eines Buches stecken und so können die Schatullen auch als Stütze und Umhüllung für ein Buch fungiere. Alle buchbinderischen Arbeiten entstehen in Handarbeit, die Objekte sind mit Unikatpapieren aus der eigenen Werkstatt bezogen.
An der Ausstellung „Schachteln und Dosen“ beteiligen sich folgende Kunsthandwerker*innen und Designner*innen:
Lutz Brauneck / Andreas Dach / Maike Dahl / Saskia Detering / Silke Erdtmann / Klaus Kirchner / Ekkehard Körber / Anastasiya Koshcheeva / Sabine Lang / Thomas Lange / Bernd Lichtenstein / Stephanie Link / Uwe Luchtmann / Sham Patwardhan-Joshi / Christian Prenzler / Katja Querfeld / Cornelius Réer / Ingrid Ripke-Bolinius / Karin Ruske / Ulrike Sandner / Kim Schlicht / Carolin Schwan / Martina Sigmund-Servetti / Adelheid Siegeroth (in Kooperation mit Hannah Hiecke) / David Siegeroth / Andrea Stopford / Gabriel Tarmassi / Sigrid Vollmer / Roswitha Winde-Pauls / Kirsten Wittstruck
Ausstellungsort:
Handwerksform Hannover, Berliner Allee 17, 30175 Hannover
www.handwerksform.de
Ausstellungsdauer:
19.09.2020 bis 17.10.2020
Ausstellungseröffnung:
Freitag, 18.09.2020, 20 bis 22 Uhr
(Eine Ausstellungseröffnung kann leider momentan aufgrund der herrschenden Corona-Regeln immer noch nicht stattfinden!)
Ausstellungsführungen:
Donnerstag, 24.09.2020 + Donnerstag, 08.10.2020
jeweils 16:30 –17:30 Uhr
durch die Ausstellung führt Dipl.-Des. Rüdiger Tamm
(Die Ausstellungsführungen finden wieder statt unter Einhaltung der coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 Personen beschränkt. Eine vorherige Anmeldung mit Vorname, Nachname, Adresse und Telefonnummer ist notwendig!)
Öffnungszeiten:
Di bis Fr 11-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr
So, Mo und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen
Über die Handwerksform Hannover
Die Handwerksform Hannover ist das Ausstellungszentrum der Handwerkskammer Hannover (KöR). Seit 1963 bietet die Handwerksform Hannover Handwerkern, Kunsthandwerkern und Designern aus Hannover, aus Niedersachsen, aus der Bundesrepublik sowie dem europäischen und außereuropäischen Ausland eine Plattform zur Präsentation ihrer Arbeit. Mit alljährlich fünf Themenausstellungen ermöglicht die Handwerksform Hannover einem interessierten Publikum den Zugang zu handwerklicher Qualität und formaler Gestaltung. Gezeigt werden insbesondere Exponate, die sich durch eine hohe handwerkliche und ästhetisch reflektierte Produktqualität auszeichnen, in ihrer inhaltlichen Aussage zeitgemäß und innovativ sind und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der angewandten Kunst leisten.
Fotogalerie:
Das Video zu der Ausstellung:
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Ansprechpartnerin für die Handwerksform: