Produziert Videos für Praktikantinnen und Praktikanten sowie Auszubildende: Tischlermeister und Bachelor of Handwerksmanagement Richard Helmrich.
Handwerkskammer Hannover
Produziert Videos für Praktikantinnen und Praktikanten sowie Auszubildende: Tischlermeister und Bachelor of Handwerksmanagement Richard Helmrich.

Für mehr Qualität in der AusbildungTischler geht digitalen Weg: Tutorials für Praktika und Azubis

Isernhagen.- (shh) Wo ist was, wer ist mein Ansprechpartner, was kann ich alles machen und was wird von mir erwartet? Wer in einem Handwerksbetrieb ein Praktikum absolviert hat am ersten Tag viele Fragen. Um diese zu beantworten braucht es Zeit, die eigentlich für die tägliche Arbeit benötigt wird. Hinzu kommt die Betreuung. Also besser keine Praktika anbieten? „Nein“, betont Richard Helmrich von der gleichnamigen familiengeführten Tischlerei in Isernhagen. Seine Lösung: Tutorials.

Alle Fragen vor dem ersten Tag geklärt

Um den Mehraufwand zu reduzieren, fing der Tischlermeister und Bachelor im Handwerksmanagement im November an, das Praktikum zu standardisieren. Dazu gehören Videos, die zwei Wochen vor dem ersten Praktikumstag zur Verfügung gestellt werden. Vorstellung der Firma, Übersicht des Arbeitsalltags, die Maschinen, die Produktion, der erste Tag, Perspektiven: „Alle Fragen, die man sich am Anfang stellt, versuche ich vor dem Praktikumsstart zu beantworten“, sagt Richard Helmrich.

Fünf Videos zum Praktikum und neun zum Onboarding-Prozess sind entstanden. Alle rund drei Minuten lang. Auf die Onboarding-Videos kann die Praktikantin oder der Praktikant über ein Tablet zugreifen und zum Beispiel die Arbeitsschritte für Werkstücke ansehen, die während der Praktikumsdauer gebaut werden. Aktuell arbeitet der 24-Jährige an Videos für die Auszubildenden. Die Themen sind Ausbildungsstart, Lernkultur, Ansprechpartner, Berichtsheft, Krankmeldung, Überstunden und Urlaubsantrag.

Ein Handy und Zeit reichen schon aus

Als Richard Helmrich mit den Videos anfing, schrieb er einen Ablaufplan und notierte sich die wichtigsten Stichwörter. „Mittlerweile habe ich Erfahrung darin, worauf ich achten muss und was wichtig ist, zu vermitteln“, sagt der Tischlermeister. Große Investitionen tätigte er nicht. Ein Handy, ein Stativ und ein kostenloses Schnittprogramm, das reiche. Was es aber benötige, ist erstmal Zeit. Die ersten Video-Produktionen dauerten drei Tage. „Jetzt, bei den Videos für die Auszubildenden, brauchte ich einen Vormittag“, so Richard Helmrich.

Sein Fazit nach 25 Praktika mit diesem Konzept: „Durch die Videos werden viele Dinge im Vorfeld erklärt, die sonst die Mitarbeitenden hätten machen müssen. Das ist eine große Entlastung.“, hebt der Bachelor-Absolvent hervor.

Digitalbonus Niedersachsen

Für die Ausstattung zur Produktion und Bereitstellung der Videos kann in bestimmten Fällen der Digitalbonus Niedersachsen genutzt werden. Diese Förderung ist aber an Bedingungen geknüpft. So muss die Investitionssumme mindestens 7500 Euro betragen. Der Zuschuss beträgt dann bei Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitenden 40 Prozent.

Uwe Brehl, Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT) – Digitalisierung bei der Handwerkskammer Hannover, empfiehlt daher genau zu überlegen, ob sich der Digitalbonus lohne. Ebenfalls sollten Unternehmen in Bezug auf die Förderung weiterdenken. Eine neue Büro- oder Handwerker-Software, die Verbesserung des Servers oder der IT-Sicherheit könne sich für viele Unternehmen lohnen und lasse sich ggfs. mit der Anschaffung von Tablets verbinden.

Diese sieben Tipps empfiehlt Richard Helmrich:

  • Es braucht nicht viel Equipment, mit einem Handy ist bereits vieles umsetzbar
  • Es sollte einer Person im Unternehmen die notwendige Zeit und Freiheit gegeben werden
  • Wichtig ist, den Inhalt empfängerorientiert zu gestalten (modern, genderneutrale, etc.)
  • Die Auszubildenden und Mitarbeitenden dafür sensibilisieren und aktiv einbeziehen
  • Für Planung, Umsetzung und Gestaltung den Zeitaufwand berücksichtigen und nicht unterschätzen
  • Nicht bei Videos stehen bleiben, andere Möglichkeiten testen (Quiz, Schnitzeljagd zum Kennenlernen des Betriebs)
  • Ein Budget einplanen. Videos und andere Tutorials brauchen ein Endgerät für den Nutzer (Tablet)

Ansprechpartner für primAQ (prima AusbildungsQualität):

Christian Bunzel

Ausbildungsberater

Tel. +49 511 34859 477

Fax +49 511 34859 432

bunzel--at--hwk-hannover.de

Ansprechpartner zum Digitalbonus Niedersachsen:

Uwe Brehl

Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT) - Digitalisierung

Tel. +49 511 34859 525

Fax +49 511 34859 432

brehl--at--hwk-hannover.de