geigenbau, meister, handwerk, gründung, gruender, gruendungsberatung,
Handwerkskammer Hannover/Valerie Edelmann
Handwerk mit Tradition: Rund 200 Arbeitsstunden dauert es, bis aus einem flachen Holzscheit eine Geige wird.

GründungVon den Wiener Philharmonikern an die Leine Hannovers

Hannover.- (ve) Es ist ruhig in der Geigenbauwerkstatt von Phillip Lieberwirth. Seine Mitarbeiterin arbeitet konzentriert an einem Cello. An der Wand hängen Geigen und Bratschen - manche fertig, manche benötigen noch den letzten Feinschliff. Derzeit hat der Geigenbaumeister viele Reparaturaufträge abzuarbeiten, wobei manche lediglich ein paar Minuten dauern, andere hingegen mehrere Monate seiner Zeit beanspruchen. Das Allerwichtigste dabei: Jedes Instrument bekommt die Aufmerksamkeit, die es benötigt.

„Ein Geigenbauer hat keinen Beruf, sondern folgt einer Berufung“, findet Philipp Lieberwirth. Die Liebe zum Holz, zum Klang, zum Handwerk und zur Geschichte seien zentrale Punkte, die einen guten Geigenbauer seiner Meinung nach ausmachten. Seine Ausbildung zum Geigenbauer absolvierte Lieberwirth an der weltweit renommierten „Staatlichen Berufsfachschule für Geigenbau“ in Mittenwald. Durch ein Jobangebot in Österreich landete er im Anschluss bei den Wiener Philharmonikern. „Es war eine spannende Zeit. Ich betreute und reparierte die Streichinstrumente des Orchesters und war unter anderem für deren anspruchsvollen Klangeinstellungen zuständig“, so Lieberwirth. Auch das begleiten der Tourneen des Traditionsorchesters gehörte dabei zu Lieberwirths Aufgaben.

Nachdem er in Österreich hauptsächlich Instrumente repariert und restauriert hatte, kam der Wunsch auf, sein Wissen im Instrumentenneubau zu vertiefen und weitere berufliche Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Der Zufall hat ihn nach Hannover geführt, wo er vier Jahre lang in einem Geigenbaubetrieb als angestellter Geigenbauer gearbeitet hat. Seinen Meister im Geigenbau hat er parallel dazu absolviert.

Und dann war es wieder Zeit für etwas Neues: 2019 hat der 35-Jährige den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. „Je mehr Wissen man sich aneignet, je mehr Erfahrungen man sammelt, desto mehr stellt man fest, dass die Idee vom eigenen Betrieb gar nicht mehr so abseitig ist“, erzählt der Geigenbaumeister. „Zur gleichen Zeit haben sich viele Freunde und Bekannte, die ich innerhalb meiner Geigenbauerlaufbahn kennengelernt habe, in anderen Teilen Deutschlands selbstständig gemacht. Da habe ich mir die Frage gestellt: „warum mache ich das eigentlich nicht?“. 

Unterstützung hat er dabei von der Gründungsberatung der Handwerkskammer Hannover bekommen. „Ob Fördermöglichkeiten, Businessplan oder die Frage nach dem Standort: ich war froh, dass ich bei der Handwerkskammer immer einen Ansprechpartner hatte, der mir bei Fragen und Problemen weitergeholfen hat“, betont Lieberwirth. Aber auch durch seinen familiären Rückhalt, seien ihm viele Entscheidungen leichter gefallen. Schnell waren alle Anträge gestellt und Räume gefunden und die „Geigenbauwerkstatt Lieberwirth“ feierte ihre Eröffnung.

Heute bekommt hier jede Art von Streichinstrument - Vom Kontrabass über die Geige, bis hin zum Cello – das, was es braucht. „Jeder Tag ist anders“, sagt der Gründer, „meist nimmt man sich eine Arbeit vor und muss diese dann doch wieder verschieben, weil ein Notfall reinkommt“, erzählt er. „Hier mal eine Saite austauschen, da mal eine Kleinigkeit reparieren, oder die Anfrage nach einem Neubau – wir haben immer gut zu tun“.

Zu seinem Kundenstamm gehören Privatleute und Berufsmusiker, für die er auch Neubauten anfertigt. Gut 200 Arbeitsstunden dauert es, bis aus einem flachen Holzscheit eine Geige wird. Davon schafft Lieberwirth etwa zwei pro Jahr, die er auf Bestellung und individuellen Kundenwunsch herstellt. „Es ist für mich immer wieder faszinierend, wie aus einem Stück Holz durch die Arbeit der eigenen Hände ein fertiges Instrument wird. Die Freude zu sehen, wenn ein Musiker sein neues Instrument in den Händen hält, macht meinen Job zu dem besten der Welt“, freut sich Phillip Lieberwirth. (03.08.2023)



 Sie möchten sich in einem Handwerk selbstständig machen? Wir beraten Sie gerne.

Wolfgang Frieden

Betriebsberater

Tel. +49 511 34859 496

Fax +49 511 34859 432

frieden--at--hwk-hannover.de