
Nils, Siegfried, Finn, Michael, Jette und Uwe Haster (v.l.)
Nachfolgeregelung bei der Haster GmbHMit 63 ist Schluss!
Hannover.- (see) Was ist das Wichtigste, wenn sechs Familienmitglieder in Führungspositionen im gemeinsamen Unternehmen arbeiten? „Privates und Berufliches zu trennen“, sagt Jette Haster, die Jüngste in der Runde lachend. Das sei auch deshalb wichtig, damit die übrigen Familienmitglieder sich am Abendbrottisch nicht langweilten. Am Besprechungstisch der Gebäudereinigung Haster GmbH sitzen Siegfried, Uwe, Nils, Finn und Jette, um darüber Auskunft zu geben, wie sie die Betriebsnachfolge geregelt haben. Außerdem helfe eine klare Aufgabenteilung und Vertrauen in die anderen bei der Zusammenarbeit.
Ungewöhnliche Übergabe innerhalb der Familie
Dass ein Unternehmer seinen Betrieb an eines seiner Kinder übergibt, ist im Handwerk nicht ungewöhnlich. Dass aber drei Brüder an drei Familienmitglieder der nächsten Generation Stück für Stück übergeben, das gibt es nur bei der Gebäudereinigung Haster in Langenhagen.
Siegfried, Michael und Uwe Haster – alle drei Gebäudereinigermeister - haben den Handwerksbetrieb mit 40 Mitarbeitenden 1995 von ihren Eltern übernommen, ab dem 1. Januar 2025 übernehmen Nils, Finn und Jette, die Kinder von Uwe, nach und nach die Anteile der drei Brüder, um in ein paar Jahren den Generationenwechsel komplett vollzogen zu haben. Mittlerweile sind es mehr als 700 Mitarbeitende, viele davon in Teilzeit.
Keinen Masterplan in der Schublade
„Wir hatten keinen Masterplan in der Schublade, sondern haben vor ein paar Jahren begonnen über die Nachfolge nachzudenken“, sagt Uwe Haster, der jüngste der drei Brüder. Auf keines der Kinder wurde Druck ausgeübt, alle konnten frei entscheiden, welcher Beruf für sie in Frage kommt und ob sie ins Familienunternehmen einsteigen wollen. Aber wenn man sich entschieden habe, dann „muss man das auch mit Leidenschaft machen“, so Uwe. Geholfen habe sicherlich dabei, dass „den Kindern vermittelt wurde, dass es toll ist, ein eigenes Unternehmen zu führen“, erzählt Finn Haster. Und außerdem sei es ja auch von Vorteil, dass man sich in ein „gemachtes Nest“ setze und nicht alles von Grund auf neu aufbauen muss.
Die Zwillinge Nils und Finn sind mit 28 Jahren beide Gebäudereinigermeister, Nils hat auch noch den Betriebswirt (HwO) gemacht, ihre Schwester Jette ist Finanzbuchhalterin. Finn und Jette haben jeweils in anderen Branchen berufliche Erfahrungen gesammelt, und sind dann sehr bewusst wieder zurückgekommen. „Ich habe in einem großen Industrieunternehmen viel gelernt, was ich bei uns nicht gelernt hätte, und das kommt mir jetzt zugute“, sagt die 25-jährige Jette Haster. Durch die unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen fiel die Aufteilung der Aufgaben unter den drei Jungen leicht.
Gab es Fallstricke oder Unstimmigkeiten im Prozess?
Eigentlich nicht. Die Ermittlung des Unternehmenswertes, was bei vielen Übergaben ein Streitpunkt ist, dauerte zwar eine Weile, weil es „bei fünf Beratern acht Meinungen“ gab. Aber schließlich waren sich alle Beteiligten einig: „Die nachfolgende Generation muss es sich leisten können, den Betrieb zu übernehmen“ (so Uwe) und die ausscheidende Generation habe kein „Interesse, dass das Unternehmen wegen eines zu hohen Unternehmenswertes gegen die Wand fährt“ (so Siegfried).
Entscheidend bei den ganzen Entscheidungen sei auf jeden Fall eine transparente und respektvolle Kommunikation, Kompromissbereitschaft und klare Regeln, an die alle sich halten. Eine Regel ist zum Beispiel, das jeder in Führungsposition spätestens mit dem 63. Lebensjahr aus dem Unternehmen ausscheidet. Das gebe Planungssicherheit und verhindere, dass die „Alten“ zu lange am Sessel klebten und eventuell die Innovationsfähigkeit leide, so Uwe Haster.
"Als Unternehmer muss man ein gnadenloser Optimist sein!"
Wenn Nils, Jette und Finn in die Zukunft schauen, besorgt sie zwar die etwas unsichere Wirtschaftslage und die immer weiter zunehmenden staatlichen Auflagen, aber grundsätzlich müsse ein Unternehmer „ein gnadenloser Optimist sein“, auch damit er seine Kunden und Mitarbeitenden immer wieder begeistere. Wenn das gelingt, kann die Haster GmbH in rund 30 Jahren an die nächste Generation übergeben werden. Fraglich ist nur an wie viele. (11.02.2025)
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