In der Frühjahrsausstellung stehen die kreativen Newcomer des gestaltenden Handwerks im Mittelpunkt. 18 angewandte KünstlerInnen aus sieben Werkbereichen zeigen ihre Arbeiten.Junge Talente / Young Talents
Hannover, 22. März 2018.- In unregelmäßigen Abständen lädt die Handwerksform Hannover junge KunsthandwerkerInnen und DesignerInnen ein, ihre Arbeiten im Ausstellungszentrum der Handwerkskammer Hannover einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Damit wollen wir den Nachwuchstalenten damit ein besonderes Sprungbrett bieten und zugleich der Öffentlichkeit die Vielseitigkeit, die Innovationskraft und das gestalterische Können der jungen Kreativszene des Kunsthandwerks und Designs zeigen.
Die Ausstellung „ Junge Talente“ zeigt die Arbeiten von 18 angewandten KünstlerInnen aus sieben Werkbereichen. In einem Sonderbereich zeigen wir ausgewählte Lehrlingsarbeiten junger Goldschmiede und Goldschmiedinnen, die im Förderungs- und Bildungszentrum der Handwerkskammer Hannover ihre überbetriebliche Ausbildung erhalten und sich dort auf die Gesellenprüfung vorbereitet haben.
Schmuck
Mareike Bubmann stellt in der Ausstellung ihre Broschenserie „Liaison“ vor. Bei dieser Kollektion verbinden sich Elemente des zeitgenössischen Schmuckgestaltens mit Tradition und Geschichte. Bei der Fertigung der Kleinserien wird auf neue Technologien (Laser- und Mikrowasserstrahlschneiden) zurückgegriffen. Diese werden mit der alten Technik des Emaillierens kombiniert. Grundlage der Entwürfe sind sog. Spirographien, mit deren Hilfe eine Vielzahl an Mustern geschaffen werden können. Das eigentliche Schmuckstück entsteht, in dem drei einzelne Scheiben übereinandergelegt werden. Durch das Stapeln der einzelnen Elemente mit ihren vielen Durchbrüchen ergeben sich in der Summe immer wieder neue Formen.
Verspielt, expressiv, ausdrucksstark zeigt sich der Schmuck von Eva Burton. Sie spielt mit den Realitäten, mischt Erfahrungen der inneren und der äußeren Welt und erzeugt mit spielerischer Leichtigkeit großformatige Colliers, bei der Halbedelsteine, Metallteile von Möbeln, altes Spielzeug, Silber, Gold, Acrylfarbe und Papier eine ungewohnte und ungewöhnliche Verbindung eingehen.
Reduziert, skulptural, flächig, auffällig und gleichzeitig zurückhaltend: der Schmuck von Alessa Joosten ist geprägt von Gegensätzen und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Design, Mode und Kunst. Die Formsprache ist einfach und auf das Wesentliche konzentriert. Den ästhetischen Wert des Schmuckstücks machen die Behandlung des Materials und die Konstruktion selber aus. Dabei zeigt die Kollektion eine besondere Vorliebe für außergewöhnliche Verbindungstechniken wie Knicken und Biegen, Einschneiden, Zusammenstecken oder Klemmen.
Jil Köhn gestaltet Unikate und Kleinserien organischer und geometrischer Art. Ganz bewusst will sie gängige Denk- und Sehgewohnheiten aufbrechen und irritieren und infrage stellen, indem sie imaginäre Orte wie Paradies, Utopia oder Dystopia in ihrem Schmuckschaffen thematisiert. Schmuck ist für sie mehr als bloße Dekoration. Er soll vielmehr als Kommunikationsmittel zwischen der Gestalterin und der Welt, zwischen Subjekt und Objekt, dem Schmuck und all seinen Betrachtern fungieren.
Holz
Zum ersten Mal präsentieren wir in der Handwerksform Hannover die Arbeiten der deutsch-russischen Designerin Anastasiya Koshcheeva. Sie verbindet das Jahrtausende alte sibirische Handwerk mit klarem, modernen Design. Dabei hat sie ein Konzept zur neuartigen Nutzung und Verarbeitung des faszinierenden Rohstoffes Birkenrinde entwickelt und schafft funktionale Produkte aus dem schnell nachwachsenden, nachhaltigen Material. Dank ihrer vielfältigen Eigenschaften war Birkenrinde früher eines der im russischen, skandinavischen und kanadischen Handwerk am meisten verbreiteten. Trotz der hervorragenden Eigenschaften wurde Birkenrinde allmählich durch industrielle Werkstoffe ersetzt und fast komplett vom Markt verdrängt. Das hat dazu beigetragen, dass das Material und das damit verbundene Handwerk allmählich in Vergessenheit geriet und das enorme Potential des faszinierenden Rohstoffes heute kaum noch ausgeschöpft wird. Die von Anastasiya Koshcheeva entwickelten Produkte bringen die Eigenschaften der Birkenrinde erneut zur Geltung und beleben das vom Aussterben bedrohte Handwerk neu.
In der Arbeit „moorwerk“ verbindet Jan Christian Schulz traditionelles Handwerk und moderne Gestaltung mit der traditionellen norddeutschen Moorkultur. Im 18. Jahrhundert lebten Moorbauern in Norddeutschlands urwüchsiger Moorlandschaft unter ärmlichsten Bedingungen. Die Mooreiche nahm für sie somit einen besonderen Stellenwert ein. Nach dem Absterben der Bäume und der jahrtausendlangen Konservierung im Moor verfärbte sich ihr Holz schwarz. Jan Christian Schulz hat ein Verfahren entwickelt, bei dem der natürliche Prozess industriell beschleunigt wird. Das Eichenholz wird in ein Moorwasserbad gelegt und durch ein Kesselimprägnierungsverfahren vergütet. Die Gerbsäure der Eiche reagiert mit dem eisenhaltigen Moorwasser und färbt es aufgrund der chemischen Reaktion tiefschwarz. Gestalterisch orientieren sich die Möbel an den damaligen, für diese Region typischen Rundpfostenstühlen, deren charakteristische Sitzfläche üblicherweise mit Binsen beflochten war. Sie repräsentieren die einzigartige Moorgeschichte und stehen als Identitätsanker für die Weiterentwicklung des norddeutschen Kulturbewusstseins.
Textil
Stefanie Sieverding stellt in der Ausstellung „Junge Talente“ ihr Label „Dörpwicht“ vor, das seinen Sitz in Hannover hat. Das Label steht für exklusive Bekleidung Made in Germany. Innovatives Design, hochwertige Materialien und Leidenschaft für Leder stehen bei Stefanie Sieverding im Fokus. Herkunft und Nachhaltigkeit spielen ebenso wie die Entwicklung von Slow-Fashion und reduziertem Materialverbrauch eine große Rolle. Das Label bezieht seine Materialien – Leder, Gewebe und Spitzenstoffe – ausschließlich von deutschen Herstellern. Es handelt sich durch die Bank um fair produzierte, schadstofffreie Materialien.
Europäische Tage des Kunsthandwerks
Mit der Ausstellung „Junge Talente“ nehmen wir an den europäischen Tagen des Kunsthandwerks teil, die vom 06. bis 08. April 2018 in vielen europäischen Ländern stattfinden. Wir haben daher ausnahmsweise auch am
Sonntag, 08. April 2018, 11-14 Uhr
geöffnet. Der Eintritt ist frei. Während der Sonntags-Öffnungszeiten ist der hannoversche Goldschmied Torsten Trautvetter vor Ort und wird Führungen durch die Ausstellung anbieten. Mehr Informationen und die Adressen aller Ateliers,, die sich an den europäischen Tagen des Kunsthandwerks in der Region Hannover-Hildesheim beteiligen finden Sie unter: hannover.kunsthandwerkstage.de
Es stellen aus:
Mareike Bubmann / Eva Burton / Merel Cremers / Julia Eschment / Sina Faikosch / Pia Groh / Helen Habtay / Alessa Joosten / Cathleen Kämpfe / Janis Raphael Kappel / Daniel Khan / Atsushi Kitahara / Jil Köhn / Anastasiya Koshcheeva / David Müller / Julia Obermaier / Jan Christian Schulz / Stefanie Sieverding
Ausstellungseröffnung:
Freitag, 23.03.2018, 20–22 Uhr
Begrüßung
Peter Karst
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover
Einführung in die Ausstellung
Dr. Sabine Wilp
Leiterin Handwerksform Hannover
Ausstellungslaufzeit:
24.03.2018 bis 28.04.2018
Ausstellungsführungen:
Donnerstag, 05.04.2018
Donnerstag, 19.04.2018
jeweils 16:30 bis 17:30 Uhr
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 11–18 Uhr
Samstag 11–14 Uhr
Sonntag, Montag und an gesetzlichen
Feiertagen geschlossen
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