Kammerpräsident Thomas Gehre (li) und Hauptgeschäftsführer Peter Karst.
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Kammerpräsident Thomas Gehre (li) und Hauptgeschäftsführer Peter Karst.

Politische Interessenvertretung„Handwerk ist zentrale Stütze unseres Wohlstands“

Hannover, 04.02.2025. Die Handwerkskammer Hannover fordert einen fairen und respektvollen Wahlkampf im Vorfeld der Bundestagswahl und stellt Forderungen an die neue Regierung. Hauptgeschäftsführer Peter Karst und Präsident Thomas Gehre im Interview.

Herr Karst, wie blickt die Handwerkskammer Hannover auf den Wahlkampf der vorgezogenen Bundestagswahl und die damit verbundene Zukunft des Handwerks?

Karst: Die vorgezogene Bundestagswahl bietet eine Gelegenheit, die Weichen für die Zukunft Deutschlands neu zu stellen. Die Handwerkskammer Hannover erwartet von allen demokratischen Parteien, einen fairen, transparenten und respektvollen Wahlkampf zu führen.

Das Handwerk als Kern des Mittelstands ist zentraler Treiber für die wirtschaftliche Stärke und die Modernisierung unseres Landes. Sich mit den Zukunftsfragen aus der politischen Mitte heraus ehrlich und respektvoll auseinanderzusetzen, hat das Handwerk und hat die Gesellschaft insgesamt verdient. Langfristige Planungssicherheit, Gesetze und Verordnungen für Jahre, nicht für Monate. In sozialer Marktwirtschaft kann man nicht experimentieren, sondern muss Verlässlichkeit schaffen.



Herr Gehre, der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat zur Bundestagswahl zentrale Forderungen an die Politik formuliert. Was sind die größten Herausforderungen, denen sich das Handwerk derzeit gegenübersieht?

Gehre: Das Handwerk steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die unsere Betriebe tagtäglich bewältigen. An erster Stelle ist der Fachkräftemangel zu nennen. Viele Betriebe suchen dringend qualifizierte Mitarbeiter und Auszubildende, können offene Stellen aber nicht besetzen. Daneben belasten Bürokratie, steigende Energie- und Rohstoffkosten sowie die Anpassung an die Bedingungen für eine ökologisch und soziale Marktwirtschaft und die Digitalisierung unsere Unternehmen erheblich.



Welche konkreten Maßnahmen fordert das Handwerk und damit auch die Handwerkskammer Hannover von der nächsten Bundesregierung?

Gehre: Unsere Forderungen lassen sich in fünf zentrale Handlungsfelder zusammenfassen:

  • Fachkräftesicherung und Ausbildung: Wir brauchen mehr Berufsorientierung an Schulen, um Jugendlichen frühzeitig Perspektiven aufzuzeigen. Darüber hinaus brauchen wir unbürokratische Zuwanderungsverfahren für Fachkräfte und die Selbstständigkeit. Beschäftigung von Frauen im Handwerk sollte besser unterstützt werden. Insgesamt ist eine stärkere finanzielle Unterstützung für Ausbildungsbetriebe enorm wichtig.
  • Bürokratieabbau: Hier fordern wir unter anderem die Einführung eines verpflichtenden Praxis-Checks bei neuen Gesetzen, damit kleine und mittlere Unternehmen nicht zusätzlich belastet werden.
  • Unterstützung für Klimaschutz und Energieeffizienz: Das Handwerk ist bereit, eine tragende Rolle in der Energiewende zu übernehmen. Dafür brauchen wir bezahlbare Energie, Förderprogramme und Investitionssicherheit.
  • Stärkung des Unternehmertums: Durch steuerliche Entlastungen und flexible Arbeitszeitregelungen wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe sichern.
  • Investitionen in die Infrastruktur: Dazu zählen digitale Netze im ländlichen Raum und bezahlbare Gewerbeflächen. Außerdem ist für ein ausreichendes Berufsschulangebot, insbesondere im ländlichen Raum, zu sorgen. Passiert das nicht, ist die Verwurzelung des Handwerks in den ländlichen Regionen und seine wirtschaftliche Stärke in Gefahr.


Herr Karst, welche Rolle spielt die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung?

Karst: Eine große Rolle. Wir fordern die gesetzliche Verankerung der Gleichwertigkeit, damit berufliche Bildung genauso anerkannt wird wie ein akademisches Studium. Außerdem muss die Gesellschaft mehr Geld in die überbetriebliche Ausbildung investieren, um unsere jungen Talente optimal auf ihre Berufskarriere vorzubereiten. Das ist die Voraussetzung für hochwertige und ortsnahe handwerkliche Leistungen für Gewerbe, Kommunen und Menschen.

Mit Blick auf Konzepte zur Mobilitätswende kommt es im Automobilsektor gerade auch in Niedersachsen und insbesondere Großraum Hannover zu strukturellen Veränderungen – mit unabsehbaren Folgen für den handwerklichen Mittelstand in den Zulieferbetrieben. Hier sollte ein Strukturbruch vermieden werden.



Wie sieht Ihre Botschaft an die politisch Verantwortlichen aus?

Gehre: Unsere Botschaft ist klar: Das Handwerk ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und unverzichtbar – sei es im Bereich Energie, Klimaschutz, Verkehr, Digitalisierung, Gesundheit, Wohnungsbau oder Fachkräftesicherung. Damit das Handwerk diese Aufgaben auch in Zukunft stemmen kann, brauchen wir bessere Rahmenbedingungen. Nur so kann es sein volles Potenzial entfalten und aktiv zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands innerhalb eines geeinten Europas beitragen. Deswegen appellieret die Handwerkskammer Hannover an die nächste Bundesregierung, das Handwerk als zentrale Stütze unseres Wohlstands anzuerkennen und mit konkreten Maßnahmen zu unterstützen.

Vielen Dank Herr Karst, vielen Dank Herr Gehre für das Gespräch.





Pressekontakt

Nina Lemmerz-Sickert

Leiterin Stabsabteilung Strategische Entwicklung und Kommunikation

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