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Bäckermeister Kai Oppenborn hat das Pilotprojekt "Ausbildung mit Schleife" angeschoben.
Sprachförderung Ausbildung „mit Schleife“
Hannover.- (ve) Der Anteil der Auszubildenden mit schwachen Deutschkenntnissen wird immer höher. Aufgrund der sprachlichen Defizite werden Ausbildungen wieder abgebrochen. Viele Berufsschulen und Betriebe stehen vor immer größeren Herausforderungen mit diesem Thema umzugehen.
Doch wie kann eine bessere Sprachqualifikation von Auszubildenden gewährleistet werden, damit eine bessere fachliche Bildung und höhere Chancen auf Bestehen der Ausbildung damit einhergehen? Wie können Betriebe und Berufsschulen dabei entlastet werden? Und wie kann eine Verbindlichkeit und einheitliche Gestaltung in der Sprachförderung erreicht werden? Diese Fragen trieben Bäckermeister und Obermeister der Bäcker-Innung Kai Oppenborn um, mit dem Wunsch eine Lösung für dieses vielschichtige Problem herbeizuführen.
Entstanden ist daraus das Projekt „Ausbildung mit Schleife“, das der Bäckermeister gemeinsam mit der Handwerkskammer Hannover, der Berufsbildende Schule 2 der Region Hannover, der Bäckerinnung Region Hannover und weiteren Partnern in Gang gesetzt hat.
„Unser Hauptziel ist es Ausbildungsabbrüche aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse zu vermeiden“, sagt Initiator des Projekts Kai Oppenborn. „Wir haben viele motivierte junge Leute aus dem Ausland, die wir brauchen und die Lust auf unsere Berufe haben. Das Praktische funktioniert super, aber wenn es dann auf die Prüfungen und das Theoretische zugeht, verlieren wir leider viele von ihnen, weil die Sprachbarrieren zu hoch sind“, meint Oppenborn.
Um dies zu verhindern, wendete sich der Bäckermeister und Geschäftsführer der Calenberger Backstube an die Politik – mit Erfolg. „Aus einem gemeinsamen Treffen mit Ministerpräsident Stephan Weil und einem daraus resultierenden Treffen mit Vertretern des Kultusministeriums, der Region Hannover, dem Bundesamt für Migration, der BBS2 und der Handwerkskammer Hannover ist dann die Idee für das Pilotprojekt „Ausbildung mit Schleife“ entstanden, das die Bäcker-Innung zusammen mit Schule und Handwerkskammer ausgearbeitet hat“, freut sich Oppenborn.
Seit Anfang August läuft das Projekt nun. Für 14 Auszubildende aus dem Bäckerhandwerk aus unterschiedlichen Betrieben ging es mit einem vorbereitenden fachlich ausgerichteten Sprachkurs los. Dafür wurden die Auszubildenden von den Betrieben freigestellt. Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgte mittels eines kurzen standardisierten Sprachtests im Betrieb in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Hannover. „Es ist unsere tägliche Arbeit Auszubildende sowie Ausbilderinnen und Ausbilder für die grundlegende Bedeutung, die die Sprachkenntnisse für das Bestehen der Ausbildung haben, zu sensibilisieren“, betont Julia Yilmaz, Beraterin bei der Handwerkskammer Hannover für das Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk (IFHa). „Deshalb freut es uns jetzt umso mehr, dass die durch uns durchgeführten Sprachtests als Baustein im Projekt „Ausbildung mit Schleife“ Berücksichtigung gefunden haben und wir uns mit unseren Kooperationspartnern gut ergänzen können“, so Yilmaz weiter.
Anfang September hat für alle Teilnehmenden der „normale“ Alltag in Betrieb und Berufsschule begonnen. Nach den Herbstferien nehmen die Auszubildenden dann an einem weiteren Tag Sprachförderungsunterricht in der Woche am Lernort Schule teil, wofür die Betriebe ihre Azubis ebenfalls freistellen. Nach dem 1. Lehrjahr wird dann ein erstes Fazit gezogen. „Mit einem Sprachtest wird dann wieder geprüft, ob sich das Sprachniveau verbessert hat und wir eine Schleife darum machen können. Sollte dies nicht der Fall sein, kann das Ausbildungsjahr wiederholt werden, also noch eine Schleife gedreht werden“, erläutert Oppenborn das Prozedere und die Doppeldeutigkeit des Projekttitels.
Wie das Projekt im Anschluss weitergehe, könne der Handwerksmeister noch nicht sagen. „Wie das bei einem Pilotprojekt so ist: Wir schauen, wie es läuft und was es bringt und hoffen natürlich, dass es bei Erfolg auch weiterentwickelt und auf andere Bereiche übertragen werden kann“. (23.09.2024)
Kontakt
Beraterin im Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk - IFHa
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Fax +49 511 34859 280